Kraftakt AKW-Rückbau

Das AKW Mülheim-Kärlich nahe Koblenz war eines der ersten AKWs in Deutschland, das vom Netz genommen wurde. Bereits 1988 – gerade mal 100 Tage nach dem Erstbetrieb – wurde es aufgrund eines fehlerhaften Baugenehmigungsverfahrens wieder abgeschaltet und 2001 endgültig stillgelegt. 2017/2018 begannen dann die eigentlichen Abbrucharbeiten, die von den DA-Mitgliedsfirmen Landwehr und Moß ausgeführt wurden. In dem Zuge wurden zunächst Infrastrukturgebäude abgebrochen, und 2019 brach dann die DA-Mitgliedsfirma MB-Spezialabbruch den Kühlturm ab.

Seitdem kümmerte sich die Firma AWR-Abbruch GmbH im Auftrag der AGM GmbH weiter um die Bereinigung des Geländes. Die Arbeiten begannen mit dem Absieben des Erdwalls, der den Kühlturm umgab. Das Material wurde in folgende Fraktionen gesiebt: Oberboden, Bims und Steine, die wieder gebrochen wurden. Die Masse des Erdwalls belief sich auf ca. 50.000 m³, davon sind ca. 35.000 m³ Oberboden, der wiederum auf dem Gelände zum Verfüllen der Randbereiche genutzt wird. Außerdem wird das Material für das Andecken der Fundamente der Lärmschutzwände auf dem Projekt NIG Wohnpark Weißenthurm GmbH genutzt, die Reste an Dritte veräußert. Diese Arbeiten wurden zwischen April und Dezember 2020 ausgeführt.

Parallel zu den oben angeführten Arbeiten hat die AGM GmbH den Standort als Gewerbe- und Industriegebiet entwickelt, und eine Genehmigung erwirkt, das Industriegebiet zum technischen Bauwerk auszubauen. Im Boden selbst schlummerten noch die Keller, das begehbare Tunnelsystem, Betonrohre, Medienkanäle, Stahlrohre bis zu einem Durchmesser DN 2200 mm bis zu einer Tiefe von acht bis zehn Metern. All das und die Stahlbetonzäune, die das ehemalige Atomkraftwerksgelände eingezäunt hatten, sowie die Gleisanlagen, wurden dann in den Jahren 2021 und 2022 von der Firma AWR Abbruch GmbH rückgebaut.

In der Folge kümmerte sich die Firma ReCon Baumanagement GmbH & Co. KG mit der AGM GmbH um die Erstellung der Bebauungspläne und die Planung eines technischen Bauwerks auf dem insgesamt 13 ha großen Gelände.

Die Arbeiten an dem technischen Bauwerk sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Es wird ein Erdplanum erstellt, dafür wurde bis 66 m ü. NHN mit Material der Zuordnungsklasse Z0/Z0* gearbeitet, ab 66,00 – 67,75 m ü. NHN mit einem Material der Zuordnungsklasse Z2, und ab 67,75 m ü. NHN wird eine Schutzschicht/Deckschicht auf das Z2 aufgebracht. Die bearbeitete Fläche beträgt ca. 92.000 m³, auf der mit Z2 gearbeitet wird, dazu kommt eine Grünfläche mit Z0 Oberboden auf einer Fläche von ca. 20.000 m³ an den Randbereichen. Insgesamt werden ca. 160.000 m³ Z2 eingebracht und ca. 17.500 m³ Z0 Oberboden in den Randbereichen. Im unteren Bereich (unterhalb 66 m ü. NHN) werden ca. 40.000 m³ Z0/Z0* eingebracht. Der Boden wird dabei durch Verkalken, Fräsen und Verdichten stabilisiert und die Druckfestigkeit durch dynamische und statische Lastplattendruckversuche kontinuierlich überprüft. All das unter Zeitdruck: denn begonnen wurden die Arbeiten im Juni 2022 und die Übergabe soll im November 2023 stattfinden. Diese Arbeiten werden durch die RBS GmbH durchgeführt.

Besondere Herausforderungen ergeben sich durch die unmittelbare Nähe zum Atomkraftwerk (Reaktor, Kamin, Hallen, Bürogebäude), welches noch unter Atomrecht steht. Ferner führt die Zugstrecke (ICE, IC etc. Koblenz-Köln) an dem Areal vorbei, so dass die Staubbelastung auf ein Minimum reduziert werden muss.

Für die Arbeiten werden folgende Baumaschinen und Geräte eingesetzt: Hitachi 870, CAT 390, LH 956, ZX 300, CAT 330, ZX 210, CAT 966, Hyundai HL 975, CAT D6, CS74B, CS66B, Wirtgen-Anbaufräse WS250, Traktoren und Gramben, Kalkstreuer AMAG, eine mobile Waage von Wöhrl und eine Reifenwaschanlage von Geowell. Die Geräte sind angemietet von der CR Construction Rental GmbH. Außerdem kommt ein Brecher von Kleemann und eine Siebanlage von Reiner, die EVO 110, zum Einsatz. Im Schnitt arbeiten 4 bis 8 Personen täglich auf der Baustelle. Auch der Naturschutz wurde berücksichtigt: Ein Ornithologe wurde vor dem Roden der Bäume hinzugezogen; Eidechsen, die bereits auf dem stillgelegten Kraftwerksgelände heimisch geworden waren, wurden umgesiedelt.

Auf der Gewerbefläche sollen nach Abschluss der Arbeiten ein Business-Center der Firma AGM und ein Hotel entstehen und die Motor-One GmbH will dort Tagungsräume und eine Oldtimer- und Sportwagenausstellung bauen. Die Fläche des Industriegebiets wird verkauft.

Die ReCon Baumanagement GmbH und das Ing. Büro Faßbender und Weber kümmerten sich außerdem um die Rückbaugenehmigung des ehemaligen Einleitbauwerks am Rhein. Zunächst musste das bestehende Bauwerk erkundet werden, dafür wurde die Firma UGB aus Weiterstadt hinzugezogen.

Die Hauptschwierigkeit bei dem Rückbau des Einleitbauwerks liegt darin, dass ein Teil des Bauwerks in den Rhein einbindet und somit unter Wasser abgebrochen werden muss. Um bei einem mechanischen Rückbau unter Wasser sicherzustellen, dass keine Schweb- und Trübstoffe sowie mineralische Bausubstanz in den Rhein gelangen und die Wasserqualität verschlechtern, müssen Spunddielen bis in ca. 13 m Tiefe an Land und im Rhein durch die Firma Jansen Grundbau GmbH gesetzt werden. Dies kann allerdings erst nach der Kampfmittelfreigabe erfolgen.

Es entsteht dadurch eine Fläche von ca. 650 m³, auf der das neue Einleitwerk entstehen soll. Für das neue Einleitwerk wird eins der beiden bestehenden Kühlwasserrohre von dem technischen Bauwerk getrennt. Ein Rohr wurde auf einer Länge von 10-12 m bereits mit Flüssigboden verfüllt (unterhalb des Radwegs parallel zum Rhein). Das andere Rohr wird später als Notüberlauf weitergenutzt, falls das Versickerungsbecken des Industriegebiets bei Starkregen nicht ausreichen sollte. Um den Verbau nicht rückverankern zu müssen, wurde er so gewählt, dass der Wasserstand innerhalb des Spundkastens und außerhalb (im Rhein) immer gleich sein muss. Der Rückbau erfolgt mittels Bagger und Hydraulikmeißel. Ca. 900 bis 1.200 m³ Beton müssen teilweise im Unterwasserabbruch mit einem Unterwasserkit an dem Meißel (Trägergerät ZX 490) erfolgen.

Im Anschluss an den Rückbau wird das Gelände wieder mit Kies und Naturmaterial (Körnung 0/45) angefüllt. Das zweite DN 2200 Rohr wird auf DN 800 mm reduziert und dient als Notüberlauf für das weiterbestehende Versickerungsbecken von dem ehemaligen Kraftwerksgelände. Das Stahlbetonrohr ist speziell für den Einsatz im Bereich der Rheinauen (Wasser) konzipiert. Parallel zur Verfüllung auf GOK (Gelände Oberkante), erfolgt das Pflastern der Rheinufer-Böschung mit Natursteinen, da auf dieser nicht mit Beton gearbeitet werden darf.

Bis November 2023 müssen diese Arbeiten, an der die Firmen Jansen Grundbau GmbH, AWR Abbruch GmbH und RBS GmbH beteiligt sind, abgeschlossen sein.

Fotos: DA

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