Baustelle der Woche – Spektakuläre Sprengung des Kraftwerks in Ensdorf

Spektakuläre Sprengung des Kraftwerks in Ensdorf

Am vergangenen Sonntag (30. Juni) ereignete sich im Saarland der spektakuläre Höhepunkt der Rückbaumaßnahmen des Kraftwerks Ensdorf. Vier Bauobjekte sollten innerhalb von 30 Sekunden mittels Sprengung niedergelegt werden.

Für die verantwortlichen Sprengmeister war dies eine einmalige Herausforderung, denn eine solche Choreographie von Zündabfolgen hatte es in Deutschland bis dato noch nicht gegeben.

Dieses Mal wurde es deshalb deutlich komplizierter als im Februar 2024, als bereits die ehemalige Filteranlage planmäßig Richtung Saar fiel. In den frühen Morgenstunden sollte der 117 Meter hohe Kühlturm, zwei Kamine mit jeweils 180 und 150 Metern Höhe und die 51 Meter hohe Entstickungsanlage (DeNOx) gesprengt werden.

Aufwändige Planungs- und Sicherungsmaßnahmen

Umso aufwändiger waren die Planungen, die bereits seit vielen Monaten liefen. 2.225 Bohrlöcher, 2.315 Zünder, 32,5 Meter Schneidladungen und 112 Kilogramm Sprengstoff waren nötig, um die Anlagen zu Fall zu bringen. Der Kühlturm und die beiden Schornsteine mussten in entgegengesetzte Richtungen fallen, damit sie richtig zu Boden gehen konnten. In den Kühlturm wurden mehrere lange Schnitte mittels Sägetechnik eingebracht, damit dieser überhaupt zusammenbricht. Textilvlies und Maschendraht wurden montiert, um das unkontrollierte Herumfliegen von Betonteilen zu vermeiden. Die vorbeilaufende Zugstrecke, zwei Landstraßen und die Autobahn waren gesperrt.

Planmäßige Sprengung des Kühlturms, der zwei Kamine und der Entstickungsanlage

Um 08:01 Uhr gab es den ersten großen Knall. Innerhalb von wenigen Sekunden drehte sich der Kühlturm planmäßig ein und fiel in sich zusammen (Bild 2). 12 Sekunden später faltete sich der erste Kamin zusammen (Bild 3), weitere 10 Sekunden später der 2. Kamin (Bild 4). Hierbei handelte es sich – anders als beim 1. Kamin – um eine Fallrichtungssprengung, die durch Kippgelenke unterstützt wurde.  Als letztes wurde noch die Entstickungsanlage planmäßig zum Einsturz gebracht.

Erleichterte Gesichtsausdrücke spiegelten den erfolgreichen Verlauf dieser einmaligen Sprengung wider. Die Verantwortlichen zeigten sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Enge Zusammenarbeit der DA-Mitglieder

Seit Montag, dem 8. Juli laufen die Aufräumarbeiten. Nach den Rückbauarbeiten soll auf dem Gelände unter anderem eine Chipfabrik errichtet werden. Das ehemalige Kohlekraftwerk wird seit Anfang 2023 zurückgebaut. Der Kraftwerksbetreiber hat die ARCADIS Germany GmbH mit der Baufeldfreimachung beauftragt. ARCADIS hat wiederum die Firma Johannes Landwehr Abbruchunternehmen GmbH mit der Umsetzung der Abbrucharbeiten beauftragt. Die Sprengung wurde von der Richard Liesegang GmbH durchgeführt. Alle drei Firmen sind DA-Mitglieder.

Mehr zur Sprengung in Ensdorf lesen Sie in der nächsten ABBRUCH AKTUELL.

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Weitere Berichterstattungen zur Sprengung sehen Sie hier:

SR.de: Re-Live: Kraftwerksprengung Ensdorf

SR.de: Der Tag nach der Sprengung in Ensdorf

SR-Mediathek.de: aktueller bericht (01.07.2024) – Was passiert mit dem Bauschutt?