Fachtagung Abbruch 2015

Themenzusammenstellung ist wesentlicher Erfolgsfaktor

Von Ebba Stoffregen, ALLGEMEINE BAUZEITUNG, Hannover

 

BERLIN – Zur nunmehr 21. Fachtagung Abbruch reisten am 6. und 7. März mehr als 750 Teilnehmer an, um sich über Aktuelles und Neues aus der Branche zu informieren. Der Deutsche Abbruchverband e.V. (DA), der seit 2011 für Europas größte Fachtagung verantwortlich ist, hatte ein anspruchsvolles Vortragsprogramm aufgestellt, das die Fachwelt  aus dem In- und Ausland ins Hotel InterContinental lockte.
Vom nuklearen Rückbau zum konventionellen Abbruch, über Sprengtechnik, Rechtsthemen, das Recycling mineralischer Abfälle bis hin zum Arbeitsschutz: Dieser Themenmix sei maßgebend für den Erfolg der Tagung, sagte DA-Geschäftsführer Andreas Pocha. So stellte der DA in diesem Jahr mit mehr 750 Fachleuten (2014: über 700) aus dem In- und Ausland einen neuen Teilnahmerekord auf.

In einer begleitenden Ausstellung präsentierten über 90 namhafte Unternehmen und Institutionen ihr Portfolio und standen zum Fachsimpeln bereit. Neben Baumaschinen- und Geräteherstellern sowie -händlern, waren u.a. auch Versicherungsanbieter sowie Aus- und Weiterbildungseinrichtungen vertreten. „Die Besucher und auch die Aussteller sind durchweg sehr zufrieden“, sagte Pocha.

Kern der Veranstaltung waren insgesamt 18 Vorträge rund um das Thema Abbruch. Den Start der Vortragsreihe übernahm Valentin Brenner. Als Leiter des Expertenteams Cradle-to-Cradle bei Drees & Sommer Advanced Building Technologies (Stuttgart), sprach er über das recyclinggerechte Bauen und Konstruieren. Er erläuterte das Cradle-to-Cradle-Prinzip als Möglichkeit, um der Rohstoffknappheit mit kontinuierlichen Kreisläufen zu begegnen und gleichzeitig neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

Thomas Mandrysch, E.ON Technologies GmbH Hannover, zeigte u.a. am aktuellen Beispiel des Kernkraftwerks (KKW) Stade die Herausforderungen und Rückbauphasen eines KKW auf. Der Rückbau dauere in etwa 10 Jahre und erst dann könnten konventionelle Abbrucharbeiten vorgenommen werden, so Mandrysch.

Neben der Vorstellung weiterer Rückbau- und Abbruchprojekte erläuterte Prof. Dr. Uwe Görisch, Geschäftsführer des gleichnamigen Ingenieurbüros in Karlsruhe, wie man in sechs Schritten zum RAL-Gütezeicheninhaber für Abbrucharbeiten kommen kann. Der Redner, selbst zugelassener Fremdgutachter, machte zudem deutlich, welche Vorteile sich für Unternehmen als anerkannte Fachbetriebe mit dem RAL-Gütezeichen Abbrucharbeiten (RAL-GZ 509) im Wettbewerb ergeben können.

Im  Beitrag von Bruno Meyerhans, Geschäftsführer der Kubatec BMT AG aus Ruggell, Liechtenstein, wurde es dann baustofflastig. Meyerhans stellte die Eigenentwicklung Betonamit vor – ein explosionsfreies Sprengmittel für lautlose, vibrations- und steinschlagfreie Abbrucharbeiten.

Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., berichtete wiederum über das Recycling mineralischer Abfälle und ging auf den aktuellen Stand zum Entwurf einer neuen Mantelverordnung Grundwasser/Ersatzbaustoffe/Bodenschutz ein. In seinem Vortrag forderte er u.a. einheitliche und rechtsverbindliche Regelungen für das Recycling und die Verfüllung, die paritätische Abwägung zwischen Umweltschutz sowie  Kreislaufwirtschaft und mahnte zudem die Vorbildfunktion öffentlicher Auftraggeber an.

Im Vortrag von Jörg-Michael Bunzel, Bereichsleiter Technologie bei der Mitteldeutschen Umwelt- und Entsorgung GmbH, ging es ebenfalls um Baustoffe. Der Ingenieur berichtete über die erste großstationäre Gipsrecyclinganlage in Deutschland am Standort Großpösna im Süden von Leipzig. Bunzel ging speziell auf das Recycling von ru¨ckgebauten Gipskartonplatten ein und stellte die Kriterien für die Annahme des Materials vor.

Als Vertreter der Forschung war Dr. Andreas Mäurer, Leiter des Geschäftsfeldes Kunststoff-Rezyklate im Fraunhofer IVV, nach Berlin eingeladen. Er referierte zum Thema Recycling von expandiertem Polystyrol (EPS) aus Wärmedämmverbundsystemen (WDVS).

Ein weiteres Thema auf der 21. Abbruchtagung war auch die Sprengtechnik. Karl-Heinz Bühring, Sprengmeister und beim Unternehmen Otto Freerk – Abbruch Entsorgung Erdbau beschäftigt, zeigte anhand eines eindrucksvollen Videos die Sprengung der Rundfunkanlage Wertachtal in der Gemeinde Amberg in Schwaben. Bühring war hier für den reibungslosen Sprengablauf von 29 Masten mit einer Höhe bis 125 m verantwortlich.

Aktuelles aus dem Europäischen Abbruchverband EDA (European Demolition Association, Madrid), erfuhren die Teilnehmer von Jose Blanco. Der EDA Generalsekretär präsentierte eine geplante, für die Mitgliedsländer der EU einheitliche Checkkarte, mit welcher die Qualifikation von Baustellenmitarbeitern dokumentiert wird, vom Maschinenführer bis hin zum Bauleiter. Ähnlich dem europäischen Führerschein, soll damit eine länderübergreifende Vereinheitlichung der Qualifikationsnachweise erreicht werden. Zum Abschluss seines Vortrages warb Jose Blanco für die Teilnahme am EDA-Jahreskongress vom 11. bis 13. Juni 2015 in Helsinki, Finnland.

Abgerundet wurde die Tagung durch den sogenannten Dialogabend in einem naheliegenden Industriedenkmal. In der „Alten Pumpe“ gab es ausreichend Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Am zweiten Veranstaltungstag konnten die Teilnehmer dann abschließend Berliner Abbruchobjekte auf einer Exkursion kennenlernen.

Der Termin für die 22. Abbruchtagung wurde gleichfalls bekannt gegeben. Am 4./5. März 2016 sind wieder alle in die Bundeshauptstadt eingeladen, die sich für das Thema Abbruch interessieren. Weitere Infos sowie Bilder stehen im Internet auf der Seite www.fachtagung-abbruch.de bereit und sind direkt beim Deutschen Abbruchverband (www.deutscher-abbruchverband.de) erhältlich.

 

Hinweis: Dieser Beitrag erschien erstmals in der Allgemeinen Bauzeitung, Ausgabe 12-2015 vom 20. März 2015. Die Rechte an diesem Text liegen bei der Patzer Verlag GmbH & Co. KG, Hannover.